Flexibilität, Mut und ein neues Platzl im Wald
Stefanie Thurner, Geschäftsführerin im Europahaus Mayrhofen, blickt auf ein herausforderndes Jahr 2021 zurück. Warum sie dennoch dankbar ist, welche Innovationen es im Europahaus gibt und warum es jetzt gilt, mutig zu sein, verrät sie im aktuellen Huagacht.
Welche Erkenntnisse nimmst du aus dem Jahr 2021 mit?
Dass wir noch viel flexibler sein müssen und dürfen, was die Veranstaltungsplanung betrifft. Es galt und gilt, sich auf neue Situationen einzustellen und keine Scheu davor zu haben, etwas Neues auszuprobieren. Mutig zu sein, ist das Gebot der Stunde. Zugleich geht es auch darum, noch mehr auf die Kundenbedürfnisse einzugehen und beratend zur Seite zu stehen. Und: Mitarbeiter sind wichtig, richtig wichtig.
Wie hat sich die Pandemie-Situation mit den beiden Lockdowns konkret bei Euch ausgewirkt?
Für uns war 2021 kein Jahr mit 365 Tagen, sondern eigentlich nur mit 190 Tagen, weil wir den Rest geschlossen halten mussten. Entscheidend war für uns daher, dass wir dieses Zeitfenster so gut wie möglich nutzen konnten. Das ist uns gelungen, weil wir sehr viele Stammkunden haben. Diese gute Beziehung, dieses Vertrauen weiß ich nun umso mehr zu schätzen und bin noch dankbarer dafür, als das schon vor Corona der Fall war.
Neben Bewährtem hat es auch Neues gegeben. Was war das?
Im Europahaus Mayrhofen entstehen immer wieder Eigenformate – vor allem im Kulturbereich, wie beispielsweise das MITANOND zugunsten „Zillertaler helfen Zillertalern“. Aus der Corona-Notlage im Sommer 2020 entstand dann das Musicknick im Wald, am waldfest.platz, dem Platzl am Ortsrand von Mayrhofen, das schon seit 100 Jahren als Treffpunkt für Kultur und Brauchtum dient, und nun ab 2022 vom Europahaus eigenständig vermarktet und bespielt wird. Das Konzept des Musicknick ist, dass jeder sein eigenes Stück waldfest.platz bekommt. Eine Picknickdecke steckt dieses Stück ab – damit hat jeder genügend Abstand zu den anderen Gästen und seine eigene Tanzfläche. Der musikalische Fokus liegt auf unkonventionellen und teilweise auch regionalen Bands sowie coolen Drinks und Streetfood. 2020 haben wir das Konzept gelauncht und auch dieses Jahr mit großem Erfolg wiederholt.
Kann man den waldfest.platz auch für Firmenveranstaltungen nutzen?
Ja, das ist das Konzept. Wir haben den waldfest.platz so entwickelt, dass er für Events, aber auch für Workshops oder als Breakout Room während eines Kongresses im Europahaus genutzt werden kann.
Im September haben wir beispielsweise mit dem Convention Bureau Tirol in der den waldfest.platz als Inspirationsquelle im Freien genutzt. Highlight dabei war, dass Grafikdesigner Stefan Sagmeister ein Teilnehmer des Workshops war und mit uns seine Ideen und Gedanken, wie Räume wirken und welchen Einfluss sie auf den Erfolg einer Tagung haben, geteilt hat. Mit dem waldfest.platz können wir vermehrt Veranstaltungen ins Freie und in die Natur verlegen, ebenfalls ein Learning aus der Corona-Krise.
Du hast noch ein zweites Format erwähnt. Welches ist das?
Da komme ich gerne wieder auf Stefan Sagmeister zurück. Er stammt zwar aus Vorarlberg, lebt aber seit langem in New York. Umso mehr freut es mich, dass es uns gelungen ist, ihn erneut für das Europahaus zu gewinnen. Bereits 2019 war er bei uns mit seiner „Happy Show“ zu Gast, heuer hat er mit seinem Programm „Why Beauty matters“ wieder unser Publikum begeistert. Für mich ist das eine große Auszeichnung und auch Bestätigung, wenn ein solch international renommierter Künstler und Speaker als eine der wenigen Stationen auf seiner Tournee das Europahaus beehrt.
Wie geht es 2022 mit Firmenveranstaltungen weiter? Werden die KundInnen verstärkt auf Online-Meetings setzen?
Zu Beginn der Krise haben virtuelle Meetings geboomt. Wir alle waren froh, dass es dieses Medium gibt und wir uns dadurch vernetzen bzw. weiterhin in Kontakt bleiben konnten. Und für das eine oder andere Meeting ist es auch heute noch praktisch. Aber auf Dauer geht dabei etwas verloren. Ich gehe noch weiter und sage, dass menschliche Begegnungen durch die Lockdowns sogar einen noch größeren Wert bekommen haben. Das zeigt sich ja auch darin, dass wir in den Phasen, wo geöffnet war, wo Veranstaltungen möglich waren, immer gut gebucht waren. Und jetzt merken wir es an den Anfragen für 2022. Diese nehmen wieder zu und das Interesse an Live-Meetings steigt stark. Die Nachfrage ist deshalb groß, weil der Nachholbedarf einfach da ist.
Da gibt es aber schon noch ein Zögern, z.B. Angst vor Stornogebühren …
Diese Angst kann ich allen unseren Kundinnen und Kunden nehmen. Wir haben während der ganzen Pandemie keine einzige Stornorechnung gestellt. Für mich gehört das zu einer fairen Partnerschaft dazu. Und dann gibt es ja auch noch den Corona Veranstalterschutzschirm. Deshalb, aus Angst vor Stornogebühren, dürfen Veranstaltungen jetzt nicht nicht geplant werden. Daher gilt es jetzt, mutig zu sein, Veranstaltungen zu planen und dafür zu sorgen, dass die Menschen wieder zusammenkommen können. Sonst dauert es noch viel länger, bis der echte Austausch wieder stattfinden kann.
Wenn du auf das Jahr 2021 zurückblickst, was waren für dich die Highlights?
Zum einen sicherlich die Tatsache, dass unser Haus in Zeiten der Öffnung gut gebucht war und es auch schon für das kommende Jahr wieder sehr vielversprechend aussieht. Zum zweiten, dass wir neue Formate fortführen und weiterentwickeln konnten. Ganz sicher auch, dass wir als Europahaus Team gewachsen sind und uns die Pandemie viele Möglichkeiten gab, in uns zu kehren und uns neu kennenlernen zu dürfen. Und natürlich unsere Kooperation mit zwei weiteren Häusern, den SALZRAUM.Hall livelocations und dem Gurgl Carat. Wir haben uns Anfang des Jahres zusammengetan und überlegt, wie wir einander unterstützen, gemeinsam neue Wege gehen können. Das Ergebnis sind „dieDrei.tirol – Tagungskristalle in Stadt.Tal.Berg“. Gemeinsam mit meinen Kollegen Andreas Ablinger vom SALZRAUM.Hall und Felix Kupfer vom Gurgl Carat haben wir ein neues Angebot geschaffen, das für den Markt hochinteressant ist und mit dem wir auch im kommenden Jahr einiges vorhaben. Für uns alle drei in jedem Fall ein Herzensprojekt.